Vor allem im Altbau sind Pelletheizungen sinnvoll

Interview mit den Schornsteinfegerinnen Juliane Schröder und Judith Krauter

13. Oktober 2025

Für die beiden Schornsteinfegerinnen Juliane Schröder aus Crailsheim und Judith Krauter aus Wertheim-Mondfeld gehört die Arbeit an Pelletfeuerungen zum Alltag. Im Gespräch mit dem DEPI berichten sie über ihren Einstieg in den Beruf, die Rolle von Frauen im Handwerk und ihre Erfahrungen mit Pelletheizungen.

Schornsteinfegerinnen Judith Krauter und Juliane Schroeder

Wie haben Sie Ihren Einstieg in den Schornsteinfegerberuf erlebt – gab es besondere Hürden oder Vorurteile?

Judith Krauter: Hürden oder Vorurteile gab es kaum. Großteils wurde der Einstieg in den Beruf als Schornsteinfegerin positiv aufgenommen. Vor allem die Vielfältigkeit des Berufs wurde von vielen unterschätzt.

Juliane Schröder: Der Einstieg in den Beruf zur Schornsteinfegerin erwies sich als richtige Entscheidung! Besonders der Kundenkontakt und die handwerkliche Tätigkeit hat mir schon von Beginn an große Freude bereitet. Hürden oder Vorurteile gab es nahezu keine. Besonders die Kunden reagieren sehr positiv.
 

Was hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten Jahren für Frauen im Handwerk verändert? Was muss sich noch ändern?

J. Krauter: Immer mehr Frauen gehen inzwischen einem Handwerksberuf nach. Die positive Wirkung, dass Frauen Handwerksberufe ausüben, ist aus meiner Sicht spürbar. Im Schornsteinfegerhandwerk wird zudem über das Tarifrecht dafür gesorgt, dass auch die Bezahlung gleichgestellt ist.

J. Schröder: Ich sehe immer in positiv erstaunte Gesichter, wenn ich von meiner Berufswahl erzähle. Die Berufung als traditioneller „Glücksbringer“ hat sich über die Jahre hin zu einem modernen und zukunftssicheren Job gewandelt, der sich bestens für handwerklich begeisterte Frauen eignet. Seither komme ich viel mit anderen wunderbaren Kolleginnen in Kontakt: Influencerinnen machen unser Handwerk auf großartige Weise sichtbarer! Netzwerktreffen der Handwerkskammern, unser jährlicher Schornsteinfegerinnenkalender oder auch das Bundesweite Schornsteinfegerinnentreffen tragen dazu bei, dass wir sehr gut vernetzt sind und uns gegenseitig unterstützen. Bei den aktuellen Ausbildungsverträgen liegt der Frauenanteil bei knapp 20 Prozent. Schaut man sich jedoch die Zahlen der Frauen in der Selbstständigkeit an, ist hier noch Luft nach oben.
 

Zwingend erforderlich ist jedoch der hydraulische Abgleich.

- Judith Krauter

Wie häufig haben Sie in Ihrem Arbeitsalltag mit Pelletheizungen zu tun – und hat sich das in den letzten Jahren verändert?

J. Krauter:
Bereits seit meiner Ausbildung bin ich im ländlichen Raum als Schornsteinfegerin tätig. Seit Januar 2025 bin ich ebenfalls in einem ländlichen Bezirk als bevollmächtigte Bezirksschornsteinfegerin im Main-Tauber-Kreis bestellt. Als Alternative zu beispielsweise Öl-Zentralheizungen und durch den Anreiz der BEG-Förderung steigerte sich in den letzten Jahren die Anzahl der Pelletheizungen in meinem Wirkungsbereich.
 

Welche Vorteile sehen Sie bei Pelletfeuerungen im Vergleich zu anderen Heizsystemen?

J. Schröder: Pellets sind als klimafreundlich eingestuft und haben somit den Vorteil, dass sie mit dem Gebäudeenergiegesetz bereits jetzt die für den Neubau geforderten 65 Prozent Erneuerbare Energien erfüllen. Vor allem im Altbau sind Pelletheizungen häufig sinnvoll, da der erhöhte Wärmebedarf gut abgedeckt werden kann. In Gegenden, in denen zudem kein Gas verlegt ist, sind Pelletanlagen eine gute Alternative – vorausgesetzt, der Platz für Feuerstätte und Pelletlager ist vorhanden. Ein weiterer Vorteil ist die Preisstabilität.

J. Krauter: Die „eine“ Technologie für alle Gebäude gibt es aus meiner Sicht nicht. Neben Pellet-Zentralheizungen spielen auch Pellet-Einzelraumfeuerstätten oder holzbefeuerte Raumheizer für Scheitholz eine Rolle, die ggf. hydraulisch in das Heizungssystem eingebunden werden können.
 

Wie bewerten Sie die Emissionen von modernen Pelletkesseln im Vergleich zu älteren Anlagen? Gibt es Unterschiede zu anderen Brennstoffen wie Heizöl oder Gas?

J. Schröder:
Ich bin immer wieder erstaunt, wie effizient moderne Pelletkessel bei regelmäßiger Wartung laufen. Da die Anlagen von uns alle zwei Jahre gemessen werden, sehe ich den Unterschied zu älteren Anlagen deutlich, insbesondere zu Festbrennstofffeuerstätten. Der Ausstoß von anderen Schadstoffen hat sich in den letzten Jahren deutlich reduziert und wird wahrscheinlich noch weiter sinken. Im Vergleich zu Heizöl und Gas sind Pellets regenerativ und wesentlich nachhaltiger.

J. Krauter: Eine regelmäßige Emissionsmessung durch den zuständigen Schornsteinfeger überwacht zudem, ob die Anlagen die Emissionsgrenzwerte in Bezug auf CO und Staub einhalten. Bereits im Vorfeld kann die Verbrennungsqualität von Holzpellets, Hackschnitzeln oder anderen Schüttgütern beeinflusst werden – durch den Feinanteil. Dieser wirkt sich auf Anlagenbetrieb und Wartungsaufwand aus. Bei festen Brennstoffen sind auch Rückstände durch die Verbrennung vorhanden. Daher ist es in jedem Fall notwendig, regelmäßig eine Wartung durchführen zu lassen. So wird sichergestellt, dass die Pelletfeuerung optimal funktioniert.

Schornsteinfegerin Judith Krauter

Welche Rolle spielt der Feinanteil in der Praxis? Gibt es Auswirkungen auf Abgasverhalten oder Wartungsaufwand?

Judith Krauter:
Der Feinanteil, insbesondere bei Holzpellets, Hackschnitzeln oder anderen Schüttgütern, spielt in der Praxis eine wichtige Rolle für Verbrennungsqualität, Anlagenbetrieb und Wartungsaufwand. Da es sich um einen festen Brennstoff handelt, sind hier auch Rückstände durch die Verbrennung vorhanden. Daher ist es in jedem Fall notwendig, regelmäßig eine Wartung durchführen zu lassen. So wird sichergestellt, dass die Pelletfeuerung optimal funktioniert. Dies ist nicht zu verwechseln mit Feinstaub, der erst während der Verbrennung entsteht. Eine regelmäßige Emissionsmessung durch den zuständigen Schornsteinfeger überwacht zudem, ob die Anlagen die Emissionsgrenzwerte in Bezug auf CO und Staub einhalten. Bezüglich des Feinstaubs wurden sukzessive Maßnahmen ergriffen, um die Staubemissionen zu mindern. So wurden in der Praxis immer öfter elektrostatische Staubabscheider installiert – erst nachgeschalten, z. B. im Verbindungsstück, und nun auch teilweise in der Pelletfeuerung selbst als Teil der Feuerstätte.
 

Wie gut sind Betreiberinnen und Betreiber Ihrer Erfahrung nach über Wartung und richtige Lagerung von Pellets informiert?

J. Schröder:
Das ist sehr unterschiedlich: Es gibt Betreiber und Betreiberinnen, die sich sehr viel damit auseinandergesetzt haben und sich gut auskennen. Nun erwarten wir einen wachsenden Markt, der auch Kunden erreichen kann, die weniger Vorwissen mitbringen.

J. Krauter: Ich finde auch, dass sie besser informiert sind als noch vor einigen Jahren. Dennoch ist es wichtig, vollumfänglich, zielgerichtet und vor allem anlagenspezifisch zu beraten, sodass die Betreiberinnen und Betreiber die Zusammenhänge verstehen können und eine ordnungsgemäße Lagerung der Pellets ermöglicht wird. Hierfür ist das Schornsteinfegerhandwerk durch seine 200.000 Kundenkontakte mit mehr als 7.500 Betrieben in Deutschland prädestiniert.
 

Die meisten Fehler entstehen durch unvollständige oder zu seltene Reinigung.

- Juliane Schröder

Gibt es häufige Missverständnisse bei der Einstellung oder Bedienung von Pelletanlagen, die zu Funktionsstörungen führen können?

J. Schröder:
Eher selten. Die meisten Anlagen laufen zuverlässig und durch digitale Steuerung und Apps lassen sie sich gut auf das Nutzerverhalten des Betreibers anpassen. Die meisten Fehler entstehen durch unvollständige oder zu seltene Reinigung.

 

Gibt es andere typische Fehler, die Ihnen bei der Installation oder beim Betrieb von Pelletheizungen immer wieder auffallen?

J. Schröder:
Erfahrungsgemäß kommt es bei der Abnahme selten zu Installationsfehlern. Zwingend erforderlich ist jedoch der hydraulische Abgleich, der sich enorm auf die Effizienz der Anlage auswirkt, besonders, wenn mehrere Energiequellen integriert sind. Beim laufenden Betrieb der Anlagen stellen wir manchmal eine unpassende Lüftungseinstellung oder die falsche Lagerung der Pellets fest. Dem kann durch regelmäßige Wartung und Kundengespräche entgegengewirkt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt für einen reibungslosen Verbrennungsprozess ist die Qualität der Pellets. Hierbei sollte nicht gespart werden. Ware ohne Zertifizierung empfehlen wir hier nicht. Wenn diese Punkte beachtet werden, steht einer wunderbar funktionierenden Anlage, auch nach Jahren, nichts mehr im Weg.
 

Schornsteinfegerin Juliane Schroeder

Welche technischen Anforderungen stellen Pelletfeuerungen an den Schornstein, z. B. in Bezug auf Querschnitt oder Material?

J.Krauter: Da Feuerungsanlagen, die mit Holzpellets betrieben werden, modulierend arbeiten, werden auch Anforderungen an den Schornstein in Bezug auf den Querschnitt und das Material gestellt. Durch geringere Abgastemperaturen wird in der Regel ein Schornstein benötigt, der feuchteunempfindlich und rußbrandbeständig ist. Außerdem hat der Schornsteinquerschnitt Einfluss auf die sichere Abführung der Verbrennungsgase und ggf. Kondensation der Abgase. Aus diesen Gründen ist im Rahmen der Planung bereits ein Funktionsnachweis der Feuerungsanlage zu erstellen. Bestenfalls wird immer der zuständige bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger hinzugezogen.

J. Schröder: Absolut richtig, die Rußbrandbeständigkeit wird manchmal unterschätzt. Das ist vor allem relevant, wenn von einer Öl- oder Gasheizung zu einer Pelletheizung gewechselt wird. Zudem kann in manchen Fällen eine Querschnittsverminderung des Schornsteins notwendig sein, über die sich Betreiber:innen im Vorfeld informieren sollten. So können sie Feuchteschäden am Schornstein vermeiden.
 

Was raten Sie Hausbesitzern, die über die Anschaffung einer Pelletheizung nachdenken?

J. Schröder:
Eine moderne Pelletheizung bietet Hausbesitzern zahlreiche Vorteile: Sie ist inzwischen hocheffizient, zuverlässig und arbeitet mit einem regenerativen Brennstoff, der zudem vom CO2-Preis befreit ist. Bevor man sich für den Einbau entscheidet, empfehle ich unbedingt das Gespräch mit dem zuständigen Schornsteinfeger. Er kann vor Ort prüfen, ob der vorhandene Schornstein genutzt werden kann oder ob eine nachträgliche Integration sinnvoll ist. Dabei werden automatisch auch wichtige Punkte wie die Lagerung der Pellets, die Verbrennungsluftversorgung sowie die Reinigungs- und Wartungsmöglichkeiten von Schornstein und Feuerstätte berücksichtigt. So erhält der Hausbesitzer eine fundierte Einschätzung und kann die Entscheidung auf einer sicheren Grundlage treffen.
 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft im Umgang mit Pelletheizungen – von Herstellern, Politik oder auch Ihren Kundinnen und Kunden?

J. Krauter:
Für die Zukunft wünsche ich mir vor allem die neutrale Betrachtung von Pelletfeuerungen, sowohl bei der künftigen Novelle des Gebäudeenergiegesetzes als auch bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude. Pelletfeuerungen stellen eine klimafreundliche Alternative für die Beheizung des Gebäudebestands dar. Die Offenheit bei der Technologie, mit der Gebäude beheizt werden, ist unumgänglich. Die Förderung von Pelletfeuerungen sollte weiterhin möglich sein – unter vereinfachten Rahmenbedingungen. Wichtig ist, dass einfachere Gestaltungen in Gesetzen und Förderrichtlinien umgesetzt werden. Aktuell gibt es leider viel Verunsicherung in der Bevölkerung und demnach Stagnation in Bezug auf den Austausch von Heizungsanlagen.

J. Schröder: Genau, Pelletheizungen sollten als gleichwertige, sinnvolle Alternative angesehen werden, wenn zukünftig die fossilen Energieträger ersetzt werden sollen. Für die Hersteller wird es wichtig sein, weiter den Feinstaubausstoß sowohl bei PM 2,5 als auch PM 10 sowie die CO-Emissionen zu reduzieren, um eine gute Luftqualität in allen Regionen zu erhalten und weiter zu verbessern.
 

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