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Unser Wald der Zukunft
Neue Studienergebnisse

Berlin
, 12.10.2023
Professor Dr. Hubert Röder von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf untersuchte, wie der deutsche Wald die größtmögliche Klimaschutzwirkung erzielen kann.
Herr Professor Röder, welche Auswirkungen hat denn der Klimawandel auf den Wald? Professor Röder: Das war in den letzten Jahren schon sichtbar durch mehr Waldschäden, insbesondere durch Trockenheit und den Borkenkäfer. Die Folgen wie Waldbrände kannten wir in diesem Umfang in Deutschland bislang nicht. Auch die großen Mengen Schadholz und deren Verwertung stellt uns vor große Herausforderungen. Ist der Wald dem Klimawandel also schutzlos ausgeliefert? Professor Röder: Nicht ganz, denn mit dem Waldumbau, der mit einer Verjüngung und Mischung mit klimaangepassten Baumarten einhergeht, können wir das Wald-Ökosystem widerstandsfähiger machen. Das ist allerdings eine langfristige Angelegenheit. In den Staatswäldern widmet man sich dieser Herausforderung schon länger. Im Privatwald besteht aber dringender Nachholbedarf. Die großen Holzvorräte dort bestehen hauptsächlich aus Nadelholz. Große Holzvorräte hört sich doch gut an! Professor Röder: Auf den ersten Blick schon, denn der Privatwald wird oft als „Sparkasse“ genutzt. Die droht aber sehr schnell an Wert zu verlieren, denn reine Nadelwälder sind im Klimawandel besonders anfällig. Dazu bremsen alte Bestände auch den Holzzuwachs, der in jüngeren Mischbeständen deutlich höher ist. Es wird also weniger Kohlenstoff eingelagert. Welche Optionen zur Anpassung des Waldes sind sinnvoll in Deutschland? Professor Röder: Hier ist ein aktiver Waldumbau das richtige Vorgehen: Ältere Monokulturen müssen verjüngt und zu Mischwäldern „umgebaut“ werden. Das steigert sowohl Kohlenstoffspeicherung als auch Artenvielfalt deutlich. Dafür muss zunächst Platz im Wald geschaffen werden, damit mehr Licht auf den Boden kommt. Das anfallende Holz kann im Bausektor klimaschädliche Stoffe wie Beton ersetzen. Das strebt aktuell auch die Bundesregierung mit ihrer Holzbau-Initiative an.
Bei der Holzernte im Wald und beim Einschneiden der Stämme im Sägewerk fällt nicht nur Bauholz an, oder? Professor Röder: Beim Waldumbau sowie bei der Bauholzproduktion bleiben auch große Mengen an sogenannten Resthölzern übrig, die auch energetisch genutzt und damit zur Energiewende beitragen können, wenn sie fossile Heizungen ersetzen. Das ganze System, also Waldumbau und Ersatz von klimaschädlichen Bau- und Brennstoffen durch Holz, ist dann nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv.
Gibt es weitere positive Auswirkungen eines solchen Waldumbaus? Professor Röder: Auf jeden Fall. Eine gesteigerte Verwendung von Holz stützt den Arbeitsmarkt und trägt zur deutlichen Steigerung der Bruttowertschöpfung bei. Die Reduktion der Holzernte oder Stilllegung von Waldflächen hätte auch hier negative Auswirkungen.
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